Gemeinsame Erklärung zur verheerenden Explosion im Hafen Rajaee – Bandar Abbas

Wir, zwei iranische Menschenrechtsorganisationen mit Sitz in Wien, drücken unsere tiefe Trauer und Empörung über die tödliche Explosion im Hafen von Rajaee (Bandar Abbas) aus, die bisher über 70 Arbeiter das Leben gekostet und hunderte wehrlose Bürger verletzt hat. Wir verurteilen dieses Verbrechen, das eine eklatante Verletzung der Menschenwürde, der Menschenrechte und der grundlegenden Arbeitsrechte darstellt, auf das Schärfste.

Diese Explosion, die Ende April 2025 im größten Handelshafen Irans stattfand, war kein natürlicher Unfall, sondern die direkte Folge struktureller Inkompetenz, systemischer Korruption, mangelnder Arbeitssicherheit und repressiver Politik der Islamischen Republik Iran. Die Islamische Republik trägt als Hauptverantwortliche die direkte Schuld an einer Katastrophe, die erneut das Leben und die Existenz tausender Arbeiterfamilien bedroht.

Die Arbeiter und Hafenmitarbeiter im Hafen Rajaee arbeiten unter prekären Bedingungen, meist ohne wirksame Versicherung, mit befristeten Verträgen und völlig ohne Sicherheitsmaßnahmen – lediglich um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Diese Katastrophe ist ein klarer Verstoß gegen internationales Arbeitsrecht, insbesondere gegen das Grundrecht auf eine sichere Arbeitsumgebung, wie es in den Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) betont wird.

Noch schlimmer als das Unglück selbst ist die Reaktion des Regimes: Vertuschung, Leugnung, Einschüchterung von Medien sowie Druck auf Journalist:innen und Opferfamilien. Dieses Vorgehen stellt einen offenen Verstoß gegen Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Prinzipien guter Regierungsführung dar. Schweigen, Leugnung und fehlende Rechenschaft verschärfen das Leid und ebnen den Weg für weitere Katastrophen.

Wir fordern daher alle internationalen Menschenrechtsinstitutionen – darunter den UN-Menschenrechtsrat, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), globale Gewerkschaftsverbände, demokratische Regierungen sowie alle unabhängigen Gewerkschaften weltweit – auf:

  • Diese Tragödie unmissverständlich zu verurteilen und eine unabhängige, transparente und internationale Untersuchung zu fordern.
  • Die Islamische Republik Iran für ihre Verstöße gegen fundamentale Menschen- und Arbeitsrechte sowie für ihre Versäumnisse beim Schutz ihrer Bürger:innen zur Verantwortung zu ziehen.
  • Den Hinterbliebenen rechtliche, finanzielle und psychologische Unterstützung zu gewähren und von der iranischen Regierung Entschädigungen zu verlangen.
  • Unabhängige und zivilgesellschaftliche Bemühungen zur Dokumentation, Aufklärung und juristischen Aufarbeitung dieser Katastrophe aktiv zu unterstützen.

Die Stimmen der Arbeiter zum Schweigen zu bringen, die Wahrheit unter Zensur und Repression zu begraben und die Verantwortung auf äußere Akteure abzuwälzen, ist keine akzeptable Antwort auf eine Katastrophe dieses Ausmaßes. Wir betonen die Dringlichkeit einer nationalen und internationalen Aufarbeitung im Namen der Opfer des Hafens Rajaee und warnen: Bleibt dieses Verbrechen ungesühnt, wird es Nachahmung finden.

Mit Respekt und Solidarität mit den trauernden Familien und allen Betroffenen dieser Katastrophe,

Dr. Behrouz Bayat
Komitee zur Verteidigung der Menschenrechte im Iran, Österreich

Prof. Dr. Siroos Mirzaei
Medical Professionals for Human Rights in Iran – Austria

Wien- 2. Mai .2025

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